Archiv für den Monat: Dezember 2008

zur Allerliebsten hin

Was ist das für eine Lieb
die erst Dich gefunden
nun auch mir zu trieb
unsicher, bald mutig zu erkunden
woher sie kommt, zu wem sie geht
manchmal still, doch unbändig fleht
kehr auch zu mir zurück
und vermehr uns beider Glück.
Doch warum ist sie geschehn
in wessen Schuld liegt unser Tun
lass es bleiben, und sie blühn
denn es zählt nur ihr Wirken nun

Allerliebste …

Hätte ich Dich nie getroffen, wäre eine Liebe Dir und auch mir entgangen. Dass ich Dich liebe – auch wenn ich die Bedeutung dieses Begriffes vorab noch ungeklärt lasse -, habe ich nie bezweifelt, doch blieb stets eine Unruhe. Wem diese Gefühle galten, wer sie loszumachen verstand, blieb ohne Rätsel. Dieselben zu begreifen – da versagten Worte. Die die es sonst gewohnt waren, rational fassbare Bilder nuancenreich zu (v)erklären und zu verdeutlichen.
Zurück zu Dir. Hätte ich Dich nie kennen gelernt, blieben mir tief bewegende Antworten verwehrt: was ich liebe und warum, was ich deshalb tue, wonach ich trachte und welcher Antrieb mich dazu anhielt.
Liebe zu empfangen, ist ein Geschenk. Zuneigung ein Bedürfnis. Liebe selbst ist kein Gefühl, nur die Freude, Wonne und Genuss, was uns widerfährt. Liebe (weiter) zu geben, ist ebenso wenig ein Gefühl. Wohl wird es uns ein Erlebnis, wenn Emotionen dieses Spiel begleiten. Und uns mit schier unversiegbarer Kraft erfüllen, meist noch im Wesen, Wirken unvertraut und dennoch unbeirrbar. Lassen uns mit eigenem Temperament auf ein Ziel zugehen, das wie starkes Licht einen Weg uns leuchtet.
Und jetzt kommt Dein Wünschen, fern von Stolz und Vorurteil, wie auch furchtfrei, Verletzungen zu erfahren. Ist es nicht eine wunderbare Macht und grenzenlose Freiheit, dem Liebenden innigstes Begehren und Sehnen anzuvertrauen. Zuerst unsicher, vielleicht gar ängstlich werden wir harren, was uns zukommen möge. Vorab zaghaft, alsbald wacker schöpfend, sinnlich schlaufend, finden sich Gaben dann, ein unermesslich reiches Geschenk wird uns gereicht. Und sucht dasselbe auch kein Retour, so lass uns Dankbarkeit empfinden, Liebe derart unberechnend zu empfangen. Und schätzen wir auch unser Sinnen, Innerstes dem Anderen preis zu geben. Was wahre Liebe ward, ist über allem wirklich wirkende Liebe geworden.
Nicht Vorteil hier und Vorsprung da, folgt das und ein Treiben fortan höheren Gesetzen, die weltlich Mass und auf uns selbst bedachte Norm mit Unsinnworten tadelt, gleichsam zügelt …

Transzendenz von Sinn und Sinnlichkeit

Ein Sandkorn glitzerte noch unter gleissender Sonne, bald schon dahin gerissen von der Brandung und im Spiel der Wogen tanzend einem Wirbel folgend sich verlor fernweg seiner Herkunft. Dann, ach gefangen, unerwünscht und doch festgehalten, wächst ein Unod dereinst kostbar glänzend gross, um befreit als Perle erneut im Licht zu strahlen. Ein sinnlich fassbares Spiel freut den Menschen und greift gleich nach seiner Seel, sie einzuweihen, welcher Sinn dem Treiben haftet.

Tous les matins du monde sont sans retour – der einzig wahre wirkliche Moment im Leben

Was ist hauchdünn und doch so breit und tief? Der Moment, der sich eben zwischen Zurückliegendem, Vergangenem und dem, was gleich kommen wird, noch ungewiss, schieben wird. Die Gegenwart, dieser kurze wundervolle Moment, in dem sich die ganze Wirklichkeit offenbart, der genau betrachtet eigentlich immer währt. Nun, diese Pracht wird uns meist nur knapp zuteil, weil sich ankündigende Schatten oder Verheissungsvolles anberaumen. Andernteils sind da ausklingende Eindrücke und beschäftigende Wahrheit dessen, was uns noch eingenommen hat.

Lasst uns dieses hauchdünne Etwas geniessen, ungehemmt in vollen Zügen, unverdrossen, dass nebst weniger Gefreutem auch Schönes unwiderruflich gegangen ist und gleichwohl unbeeindruckt davon, was wir zu gewärtigen haben.
Die Ungewissheit, weil teilweise unvorhersehbar, was auf uns zukommen wird, sicher auch Gutes tuend, doch ob drohendem Widersinn …

Ein kurzer Abstecher ins Bewusstsein – wozu auch?! Ein geradezu angebrachter längerer Aufenthalt, davon ganz zu schweigen; die platzierte Wertigkeit sei insofern erlaubt, als dass nicht Erwartungen und Bedürfnisse des Schreibenden sich in Vordergrund bewegen wollen. Nein, vielmehr geht es darum, sich vor Augen zu führen … . Verlangen doch neu eintreffende Eindrücke unsere volle Aufmerksamkeit, dass uns ja keiner entgehen werde. Doch gerade das Gewahrwerden und –nehmen verlangt Aufmerksamkeit, die wir benötigen, um gegenüber den Eindrücken, den Sinneswahrnehmungen Stellung zu nehmen, sie mit unseren Absichten sowie deren Realisierungsformen zu konfrontieren oder schlicht die Auseinandersetzung mit unserer Umwelt, all deren noch ungewerteten Emissionen zu suchen. Warum? –Auf das soll später eingegangen werden.

Und da sitzen wir dann, mit einem Haufen unverarbeiteter Sinneseindrücken, wegen deren dichten Eintreffen oder deren Intensität. Die Behauptung sei gewagt, verdeutlicht durch die englische Ausdrucksweise „I lost my mind“, dass uns latent ein Zustand drohender Verrücktheit droht. Schützen wir uns vor konnotativen Begrifflichkeiten, gleichsam Unzulänglichkeiten: Verrücktheit bedeutet, dass wir Wirklichkeiten zu Gunsten geschützter Wahrheiten verzehrt und verschroben aufnehmen und sie dünn wahr werden lassen. Blenden und Filter helfen uns in positiver Hinsicht, das Auslassen von Stellungnahmen und das Vermeiden, Situationen und uns darin zu hinterfragen, schützen wohl mehr davor, die Energie dem vermeintlich Interessanten oder im Bezug zu unseren oberflächlich lockenden Vorstellungen, dem Attraktiven zu entziehen.
Zum Ausgang, bzw. zum eingeschlagenen Weg zurückkehrend, erscheinen dann, den Menschen im Sein und Handeln lauschend, Ausdrücke an unserer auditiven Eingabestelle, die keinen Bezug mehr zu den eigentlichen Impressionen der Sprechenden darstellen, sondern lediglich, welche Wort- oder Begriffskombinationen sie dazu abgelegt haben. Nun die Wirklichkeit wird von allen Menschen selektiv aufgenommen, oder selektiv weiter gegeben, – weiteren Beurteilungen sei hier Einhalt geboten, doch die Wirklichkeit bleibt eigentlich für alle dieselbe. Sie formt sich erst hinter Organen, irgendwo zwischendurch, damit sie alsdann in uns als Wahrheit wach wird. Die Wachheit schliesst gleich alle Bewusstseinsgrade mit ein, und am Rande bemerkt, wohl ohne Bezug auf deren Ausdehnungen, die grosse Scheinwelt der Affekte, Neuröschen und aller kleinen Aberrationen aus dem Überschneidungsbereich von Gefühlen, Emotionen (Unbewusstem) oder noch Unterbewusstem …

Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen
mein sind die Jahre nicht, die etwa mögen kommen
der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht
so ist er mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht

Andreas Gryphius, 1671 -1714

EINE KLEINE SEELE SPRICHT MIT GOTT

homo amans hat nachstehende Geschichte von seiner lieben Freundin Sonia C. Ende 2006 erhalten; sie wiederum hat sie aus unbekannter Quelle bekommen …

Einmal vor zeitloser Zeit da war eine Kleine Seele, die sagte zu Gott: „Ich weiß wer ich bin!“ Und Gott antwortete: „Oh, das ist ja wunderbar. Wer bist du denn?“ Die Kleine Seele rief: „Ich bin das Licht!“ Und auf Gottes Gesicht erstrahlte das schönste Lächeln. „Du hast recht“, bestätigte er, „Du bist das Licht“. Da war die Kleine Seele überglücklich. Denn sie hatte genau das entdeckt was alle Seelen im Himmelreich herausfinden wollen. „Hej“, sagte die Kleine Seele, „das ist ja Klasse.“

 

Doch bald genügte es der Kleinen Seele nicht mehr zu wissen wer sie war. Sie wurde unruhig, ganz tief drinnen, und wollte nun SEIN wer sie war. So ging sie wieder zu Gott. Es ist übrigens keine schlechte Idee, sich an Gott zu wenden, wenn man das sein möchte, was man eigentlich ist. Sie sagte: „Hallo Gott nun da ich weiß wer ich bin, könnte ich es nicht auch SEIN?“ Und Gott antwortete der Kleinen Seele: „Du meinst, dass du sein willst, was du schon längst bist?“ „Also“, sprach die Kleine Seele, „es ist schon ein Unterschied ob ich nur weiß, wer ich bin, oder ob ich es auch wirklich BIN. Ich möchte fühlen wie es ist das Licht zu sein.“ „Aber du BIST doch das Licht“, wiederholte Gott und er lächelte wieder. Doch die Kleine Seele jammerte. „Jaaa, aber ich möchte doch wissen wie es sich anfühlt das Licht zu sein.“

 

Gott schmunzelte. „Nun das hätte ich mir denken können. Du warst schon immer recht abenteuerlustig. Es gibt da nun eine Sache, und Gottes Gesicht wurde ernst.“ „Was denn?“ fragte die Kleine Seele. „Nun es gibt nichts anderes als Licht. Weißt du, ich habe nichts anderes erschaffen als das was du bist, und deshalb wird es nicht so einfach für dich, zu werden wer du bist. Denn es gibt nichts, das nicht so ist wie du.“

 

„Wie?“ fragte die Kleine Seele und war ziemlich verwirrt. „Stelle es dir so vor“, begann Gott, „du bist wie der Schein einer Kerze in der Sonne. Das ist auch richtig so. Und neben dir gibt es noch viele Millionen Kerzen die gemeinsam die Sonne bilden. Doch die Sonne wäre nicht die Sonne wenn du fehlen würdest. Schon mit einer Kerze weniger wäre die Sonne nicht mehr die Sonne, denn sie könnte nicht mehr ganz so hell strahlen. Die große Frage ist also: Wie kannst du herausfinden, dass du Licht bist, wenn du überall von Licht umgeben bist?“

 

Da sagte die Kleine Seele frech: „Du bist doch Gott. Überleg dir halt etwas.“ „Du hast recht“, sagte Gott und lächelte wieder. „Und mir ist auch schon etwas eingefallen. Da du Licht bist und dich nicht erkennen kannst, wenn du nur von Licht umgeben bist, werden wir dich einfach mit Dunkelheit umhüllen.“

 

„Was ist denn Dunkelheit?“ fragte die Kleine Seele. Gott antwortete: „Die Dunkelheit ist das was du nicht bist.“ „Werde ich Angst davor haben?“ rief die Kleine Seele. „Nur wenn du Angst haben willst,“ antwortete Gott. „Es gibt überhaupt nichts wovor du dich fürchten müsstest, es sei denn, du willst dich fürchten. Weißt du, die ganze Angst denken wir uns nur selbst aus.“ „Oooh,“ die Kleine Seele nickte verständig und fühlte sich gleich wieder besser.

Dann erklärte Gott, dass oft erst das Gegenteil von dem erscheinen müsse, was man erfahren wolle. „Das ist ein großes Geschenk“ sagte Gott, „denn ohne das Gegenteil könntest du nie erfahren wie etwas wirklich ist. Du würdest Wärme nicht ohne Kälte erkennen, Oben nicht ohne Unten, Schnell nicht ohne Langsam. Du könntest Rechts nicht ohne Llinks erkennen, Hier nicht ohne Dort, und Jetzt nicht ohne Später. Und wenn du von Dunkelheit umgeben bist,“ schloß Gott ab, „dann balle nicht deine Faust und erhebe nicht deine Stimme, um die Dunkelheit zu verwünschen. Sei lieber ein Licht in der Dunkelheit, statt dich über sie zu ärgern, dann wirst du wirklich wissen wer du bist und alle anderen werden es auch wissen. Laß dein Licht scheinen, damit die anderen sehen können, dass du etwas Besonderes bist.“

 

„Meinst du wirklich es ist in Ordnung, wenn die anderen sehen können, dass ich etwas Besonderes bin?“ „Natürlich.“ Gott lächelte. „Es ist sogar sehr in Ordnung. Doch denke immer daran: Etwas Besonderes zu sein, heißt nicht: Besser zu sein. Jeder ist etwas Besonderes. Jeder auf seine Weise. Doch die meisten haben das vergessen. Erst wenn sie merken, dass es für dich in Ordnung ist, etwas Besonderes zu sein, werden sie begreifen, dass es auch für sie in Ordnung ist.“

 

„Hej,“ rief die Kleine Seele und tanzte, hüpfte und lachte voller Freude, „Ich kann also so besonders sein wie ich will?“ „Jaaaa, und du kannst auch sofort damit anfangen“ sagte Gott, und tanzte, hüpfte und lachte mit der Kleinen Seele. „Wie möchtest du denn besonders gerne sein?“ „Was meinst du mit „wie“?“, fragte die Kleine Seele. „Das verstehe ich nicht.“ “Nun, das Licht zu sein bedeutet, etwas Besonderes zu sein und das kann sehr viel bedeuten. Es ist etwas Besonderes freundlich zu sein, es ist etwas besonderes sanft zu sein, es ist etwas besonderes schöpferisch zu sein, es ist etwas besonderes geduldig zu sein. Fallen dir noch andere Dinge ein mit denen man etwas Besonderes sein kann?“

 

Die Kleine Seele saß einen Moment lang ganz still da. Dann rief sie: „Jaaa, ich weiß eine ganze Menge anderer Dinge mit denen man etwas Besonderes sein kann. Es ist etwas Besonderes hilfreich zu sein. Es ist etwas Besonderes rücksichtsvoll zu sein, und es ist etwas Besonderes miteinander zu teilen.“ „Ja,“ stimmte Gott zu, „und all das kannst du jederzeit auf einmal sein. Oder auch nur ein Teil davon. Dies ist die wahre Bedeutung davon, Licht zu sein.“

 

„Ich weiß was ich sein will, ich weiß was ich sein will“ rief die Kleine Seele ganz aufgeregt, „ich möchte der Teil des Besonderen sein, den man Vergebung nennt. Ist zu vergeben nicht etwas Besonderes?“ „Oooh ja“ versicherte Gott der Kleinen Seele, „dies ist etwas ganz Besonderes.“ „In Ordnung“ sagte die Kleine Seele, „das ist es was ich sein will. Ich möchte Vergebung sein. Ich möchte mich selbst als genau das erfahren.“

 

„Gut“ sagte Gott, „doch da gibt es noch eine Sache, die du wissen solltest.“ Die Kleine Seele wurde langsam etwas ungeduldig. Immer schien es irgendwelche Schwierigkeiten zu geben. „Was denn noooch,“ stöhnte sie.

„Es gibt keinen, dem du vergeben müsstest.“ „Keinen?“ Die Kleine Seele konnte kaum glauben, was Gott da sagte. „Keinen“ wiederholte Gott. „Alles was ich erschaffen habe IST vollkommen. Es gibt in meiner ganzen Schöpfung keine einzige Seele die weniger vollkommen wäre als du. Schau dich doch einmal um.“

 

Da sah die Kleine Seele, dass viele andere Seelen sich um sie herum versammelt hatten. Sie waren von überall her aus dem Himmelreich gekommen. Es hatte sich nämlich herumgesprochen, dass die Kleine Seele eine ganz besondere Unterhaltung mit Gott führte. Und jede Seele wollte hören, worüber die beiden sprachen. Als die Kleine Seele die unzähligen anderen Seelen betrachtete, musste sie zugeben, dass Gott Recht hatte. Keine von ihnen war weniger schön, weniger strahlend oder weniger vollkommen als sie selbst. Die anderen Seelen waren so wundervoll, ihr Licht strahlte so hell, dass die Kleine Seele kaum hinsehen konnte.

 

„Wem willst du denn nun vergeben?“ fragte Gott. „Au weia, das wird aber wenig Spaß machen“ brummte die Kleine Seele vor sich hin. „Ich möchte mich selbst als jemanden erfahren der vergibt. Ich hätte so gerne gewusst, wie man sich mit diesem Teil des Besonderen fühlt.“ Und so lernte die Kleine Seele wie es sich anfühlt, traurig zu sein.

Doch da trat eine Freundliche Seele aus der großen Menge hervor. Sie sagte: „Sei nicht traurig, Kleine Seele ich will dir helfen.“ „Wirklich?“ rief die Kleine Seele. „Doch, was kannst du für mich tun?“ „Ich kann dir jemanden bringen dem du vergeben willst.“ „Oh wirklich?“

 

„Ja, ganz bestimmt“ kicherte die Freundliche Seele, „ich kann in dein nächstes Erdenleben kommen und dir etwas antun, damit du mir vergeben kannst.“ „Aber warum willst du das für mich tun?“ fragte die Kleine Seele. „Du bist doch ein vollkommenes Wesen, deine Schwingungen sind so hoch, und dein Licht leuchtet so hell, dass ich dich kaum anschauen kann. Was bringt dich bloß dazu, deine Schwingungen so zu verringern, dass dein Licht dunkel und dicht wird? Du bist so Licht dass du auf den Sternen tanzen und in Gedankenschnelle durch das Himmelreich sausen kannst. Warum solltest du dich so schwer machen, um mir in meinem nächsten Leben etwas Böses antun zu können?“

 

„Ganz einfach,“ sagte die Freundliche Seele, „weil ich dich lieb habe.“ Diese Antwort überraschte die Kleine Seele. „Du brauchst nicht erstaunt zu sein“, sagte die Freundliche Seele. „Du hast das selbe auch für mich getan. Weißt du es nicht mehr? Wir haben schon so oft miteinander getanzt. Ja, du und ich, wir haben durch Äonen und alle Zeitalter hindurch und an vielen Orten miteinander gespielt. Du hast es nur vergessen. Wir beide sind schon Alles gewesen. Wir waren schon Oben und waren Unten, wir waren schon Rechts und waren Links. Wir waren Hier und waren Dort, wir waren im Jetzt und waren im Später. Wir waren schon Mann und waren Frau, wir waren Gut und waren Schlecht, beide waren wir schon das Opfer und beide waren wir schon der Schurke. So kommen wir immer wieder zusammen und helfen uns immer wieder, das auszudrücken., was wir wirklich sind. Und deshalb“ erklärte die Freundliche Seele weiter, „werde ich in dein nächstes Erdenleben kommen und der Bösewicht sein. Ich werde dir etwas Schreckliches antun, und dann kannst du dich als jemanden erfahren, der vergibt.“

 

„Aber, was wirst du tun?“ fragte die Kleine Seele nun doch etwas beunruhigt, „Was wird denn so schrecklich sein?“ „Ooh“ sagte die Seele mit einem freundlichen Lächeln, „uns wird schon etwas einfallen.“ Dann wurde die Freundliche Seele sehr ernst und sagte mit leiser Stimme: „Weißt du, mit einer Sache hast du vollkommen recht gehabt.“ „Mit was denn?“ wollte die Kleine Seele wissen. „Ich muß meine Schwingung sehr weit herunterfahren und sehr schwer werden, um diese schreckliche Sache tun zu können. Ich muß so tun, als ob ich jemand wäre, der ich gar nicht bin. Und dafür muß ich dich um einen Gefallen bitten.“ „Du kannst dir wünschen was du willst!“ rief die Kleine Seele, sprang umher und sang: „Hurra, ich werde vergeben können, ich werde vergeben können.“

 

Da bemerkte die Kleine Seele, dass die Freundliche Seele sehr still geworden war. „Was ist, was kann ich für dich tun?“ fragte die Kleine Seele. „Du bist wirklich ein Engel, wenn du diese schreckliche Sache für mich tun willst.“

Da unterbrach Gott die Unterhaltung der beiden Seelen. „Natürlich ist diese Freundliche Seele ein Engel. Jedes Wesen ist ein Engel. Denke immer daran: Ich habe dir immer nur Engel geschickt.“ Die Kleine Seele wollte doch so gerne den Wunsch der Freundlichen Seele erfüllen und fragte nochmals. „Sag schon, was kann ich für dich tun?“ Die Freundliche Seele antwortete: „In dem Moment, in dem wir aufeinander treffen und ich dir das Schreckliche antue, in jenem Moment, in dem ich das Schlimmste tue, was du dir vorstellen kannst, also in diesem Moment…“ „Ja“ sagte die Kleine Seele, „ja?“

 

Die Freundliche Seele wurde noch stiller. „Denke daran, wer ich wirklich bin.“ „Oh, das werde ich bestimmt“ rief die Kleine Seele, „das verspreche ich dir. Ich werde mich immer so an dich erinnern, wie ich dich jetzt hier sehe.“ „Gut“ sagte die Freundliche Seele, „Weißt du, ich werde mich so verstellen müssen, dass ich mich selbst vergessen werde. Und wenn du dich nicht daran erinnerst, wer ich wirklich bin, dann werde ich mich selbst für eine sehr lange Zeit auch nicht daran erinnern können. Wenn ich vergesse, wer ich bin, dann kann es passieren, dass auch du vergisst, wer du bist. Und dann sind wir beide verloren. Dann brauchen wir eine weitere Seele, die in unser Leben kommt und uns daran erinnert, wer wir wirklich sind.“

 

Doch die Kleine Seele versprach noch einmal: „Nein, wir werden nicht vergessen, wer wir sind. Ich werde mich an dich erinnern. Und ich werde dir sehr dankbar dafür sein, daß du mir dieses große Geschenk machst, das Geschenk, dass ich erfahren darf, wer ich wirklich bin.“

 

Und so schlossen die beiden Seelen ihre Vereinbarung. Die Kleine Seele begab sich in ein neues Erdenleben. Sie war ganz begeistert, dass sie das nicht war, das so Besonderes ist, und sie war so aufgeregt, dass sie jener Teil des Besonderen sein durfte, der Vergebung heißt. Sie wartete begierig darauf, sich selbst als Vergebung erfahren zu können, und der anderen Seele dafür danken zu dürfen, dass sie diese Erfahrung möglich gemacht hat. Und in jedem Augenblick dieses neuen Erdenlebens, wann immer eine neue Seele auftauchte, ob sie nun Freunde oder Traurigkeit brachte, natürlich besonders, wenn sie Traurigkeit brachte, fiel der Kleinen Seele ein, was Gott ihr einst mit auf den Weg gegeben hatte:

 

„Denke stets daran“, hat Gott mit einem Lächeln gesagt, „Ich habe dir immer nur Engel geschickt.“