Ist das nicht eine Geschichte, die wahre Geschichte zweier Menschen, die sich vor vielen Jahren kennen gelernt haben. Wie lange sollte es gehen, bis sie verstanden – haben wollten? Auf der Suche nach dem Glück begegneten sie der Seele. Schritt für Schritt tasteten sie sich durch ihre Empfindungen, jede Regung, woher sie auch kam und ging, wurde angefühlt. Und gegenseitig berührten sie ihre Seelen. So glaubte er, sich in sie verliebt zu haben. Ab und zu vermeinte auch sie, Schmetterlinge tanzen … und verbat es sich wieder. Doch nein, sie begegnten ihrer eigenen Seele, indem sie verstanden. Jedoch erst, als das Leiden sich verabschiedete. Endlich, dann drang es durch. Im letzten November tauchten sie wieder – jeder vom anderen getrennt – im Bewusstsein des Anderen auf. Verstohlen, schuldig wessen, wahr nur, weil da. Vorhanden, noch ohne Sinn, ringend nach Deutung. Seine Worte machten erste Gehversuche, fühlten bald Papier, um sich dann – eigentlich törricht – selbst zu entsorgen. Vor Weihnachten ein grosses Couvert, beschrieben dann mit vielen Sätzen, noch Glauben, noch Gewissheit fordernd. Unsicher, gar forsch, weil unklar was zu fordern wär.
Wenn du nach zehn Jahren, zehn langen Jahren, einstweilen sicher bist, dass du nicht mehr verliebt bist, dann muss es wohl Liebe sein. Das fand sich ihr auf über 13 Seiten, der Gedanken viele. Er brauchte sie von nichts zu überzeugen, er musste auch sich von nichts überzeugen. Einfach hervorholen, was da war. Nicht zweifelnd, doch zaghaft und beharrlich blieb es da. Nicht vorenthalten, was er liebte und warum, wollte er. Es fand indes noch keine klaren Bilder, die er neben sein Fühlen zeichnen konnte. Die Wochen vergingen, der Wunsch sie wiederzusehen wuchs. Was er von ihr wollte, was er von sich wollte, was sie wahrscheinlich von ihm erwartete, zeigte sich schemenhaft.
Wenn ich träume, höre ich Deine Stimme, Dein Lachen klingt wie früher nach. Ein Strahlen erkenn ich in den Augen, die Freude im Anlitz mahnt bald, es sei erinnern. So wie Du warst, wie bist Du heute? Zeigst Du jetzt Dein echt Gesicht, oder ist es schicklich, das zweite beizubehalten. Wie schön musst Du sein, wenn Du ohne Wagen Dich zeigen kannst, was und wie wirklich bist. Kein schöner als, einfach schön, wie Du geschaffen und durch es geworden bist. Darum bist Du lieb, mir lieb, nicht lieber als …
Erwache ich dann, fehlt mir das alles, die Erinnerung entgleitet stets mehr. Und ich vermisse Dich und alles, was ich mit Dir verbinde. Jedoch erwach ich auch zurück in ein Leben, in ein Gewahrwerden ebenso. In meines dann. Wohl Gedanken über Dich, Gespräche wegen Dir, doch ohne ein ausgesprochen Du. Doch, ich hab gar nicht geträumt, es ist einfach da. Auch in Wachheit erschliesst sich mir eine Reinheit, wieso Du mir einfach so viel bedeutest – so viel mehr als früher.
Ins Bett will er doch mit mir, jeder normale Mann will nur ins Bett, um sich darin, und der ganzen Welt zu beweisen, dass es in sich wichtig sei. Und auch sonst scherrt sich niemand darum, was mir wichtig ist. Ab und an ein tiefes Gespräch, dann ein entrückender Anlass, ein freudiges Zusammensein, lassen mich vergessen, mich wegtragen. Nein, wenn auch immer stiller, es verhallt nie, ein Hoffen, mein Sehnen, das Wünschen. Ist es nicht mein Leben, ist es nicht die meine Zeit, gehöre ich nicht hierher, bin ich dafür nicht wert? Bin ich niemandem wert – gibt es jemand, der mir nahe sein will? Der geben kann, der mir selbst zu geben hilft? Jemand, dem ich etwas bedeute, der mich nimmt, so nimmt, wie ich wirklich bin? Achtend alles, aufmerksam zugewandt, mit echter Zuneigung dorthin, wo ich bin und gehen will.
Nicht verzweifelt, traurig schon, keinem Menschen böse, und doch enttäuscht bin ich. So oft wurde ich im Leben enttäuscht, von Menschen um mich meist. Nicht Erwartungen an sie enttäuscht, sondern von ihnen fallen oder allein gelassen. Verlassen da und dort, wo es mir so wichtig war, mein wahres Ich zu zeigen und unbeschwert zu leben. Schadlos, aber auch ohne Nutzen ihnen mittelnd. Selbst er – oder ist ihm, ist mir entgangen, wo wir uns eigentlich gefunden haben. Wir, zwei Menschen, uns zugetan, doch stets einander wegweisend, nicht abweisend, nahmen wir Bezug zu anderen, hofften, bangten und taten anders, uns zu weisen, dass doch nichts werden könne, dürfe.
Wenn wir nur sein könnten, wonach unser Erleben im Kern verlangt. Wenn wir erleben könnten, was wir denken. Und dächten, was wir fühlen; und fühlten, was wir glauben. Wenn wir glaubten, was wir ureigenst wollen: ich will, was ich liebe, und ich liebe, was ich bin. Und das Glück finden sie nicht im Andern, sondern in der Begegnung ihrer Seelen, ihrer eigenen Seele nun. Sich im Anderen zu entdecken, sich zu entfalten und sein eigen Hoffen, Wünschen, Trachten zu verwirklichen. So Raum und Zeit zu finden, verschafft grosses Glück. Darin sich zu erkennen, erfüllt mit Liebe und unbändiger Kraft: Gewissheit und Vertrauen! Allein im Verstehen findet sie den Brunnen, und will sich dem Anderen geben als Quell. Aufrichtig ist das Gefühl, das ausbricht und sich zeigt, in Worten erst, bald Taten, um im Schaffen aufzugehen. Da finden sich die Seelen, angezogen von Liebe zu dem, was wir sind, damit wir uns und alles nur so erleben. Dich liebe ich, und darum, gewinnt an Sinn und Bedeutung Tiefe. Und beide wissen, unversiegend und von unbestimmter Dauer ebenso – dich liebe ich!