Eine zur wahren Liebe erhobene Form derselben zeigt sich in der Freude des Gebens, und zwar nicht im materiellen Sinn, sondern im zwischenmenschlichen Bereich – so Erich Fromm. Was gibt ein Mensch dem anderen? Er gibt etwas von sich selbst: vom Kostbarsten, was er besitzt – er gibt etwas von seinem Leben. Das bedeutet nicht unbedingt, dass er sein Leben für den Anderen opfert, sondern dass er ihm etwas von dem gibt, was in ihm lebendig ist. Er gibt ihm etwas von seiner Freude, von seinem Interesse, von seinem Verständnis, von seinem Wissen, von seinem Humor, von seiner Traurigkeit – von allem, was in ihm lebendig ist.
Indem er dem anderen auf diese Weise etwas von seinem Leben abgibt, bereichert er ihn, steigert er beim Anderen das Gefühl des lebendig-Seins und verstärkt damit dieses Gefühl des lebendig-Seins auch in sich selbst. Er gibt nicht, um selbst etwas zu empfangen – das Geben ist an und für sich eine erlesene Freude. Indem er gibt, kann er nicht umhin, im Anderen etwas zum Leben zu erwecken, und dieses zum-Leben-Erweckte strahlt zurück auf ihn. Wenn jemand wahrhaft gibt, wird er ganz von selbst etwas zurück empfangen. Zum Geben gehört, dass es auch den Anderen zum Geber macht. Und beide haben ihre Freude daran, was sie zum Leben erweckt haben. Im Akt des Gebens wird etwas geboren, und die beiden beteiligten Menschen sind dankbar für das Leben, das für sie beide geboren wurde. Für die Liebe insbesondere bedeutet dies: die Liebe ist eine Macht, die Liebe erzeugt!