Mit dem Herzen berühren

Für diesen einen Menschen, welchen ich «Farfallina» nenne – bloss eine charmante Bezeichnung eines mir sehr lieb gewordenen Menschen? Oder umschreibe mit diesem Namen das Wesen dieses Menschen, die Beziehung zu ihm, zu ihr genauer und somit auch die Beziehung zwischen uns, zu mir selbst und damit auch das Wesen der Beziehung selbst?
Was diese Nacht wie in einem geistigen Uterus herangewachsen ist, heute, 16.8. ins Bewusstsein hinein geboren wurde, erscheint mir wie ein abgeschlossener Verpuppungsprozess: als ob eine – sinnbildlich gemeint – ursprüngliche Körper-, Wesenshülle aufgebrochen, abgestreift, abgelegt und etwas Herangewachsenem neue Gestalt verschafft…

Wie heißt es auf einem Zettel, welcher seit Monaten neben meinem Kopfkissen liegt? „Er muss integrieren, was er schreibt, muss es fühlen, leben und lebendig werden lassen. Es aus der Asche ins Feuer auferstehen lassen.“ Akasha, Angela Siria, Frühling 2019

Mit dem Herzen berühren – sich vom ihm führen lassen, zu dessen Wahrheit finden und durch es in Freiheit finden

Ein neues Bild: Ein Kind, ein Neugeborenes, das den Finger seiner Mutter, seines Vaters festhält, wird in uns die Frage hervorrufen, woher es die Kraft dazu hat – so festzuhalten. Und wenn es loslässt –weshalb und wie. Kann es sein, dass sie dieses Kind die Gabe hat, mit dem Herzen wahr zu berühren. Ohne das Bewusstsein, wie wir es zu kennen glauben. Und wenn es so berührt hat, kann es loslassen, braucht nur seine Hand zu öffnen. Verliert keine Kraft, alles ist noch da, nur die Energie wandelt sich.
Und darin zeigt sich ein Verlangen, ein reines Verlangen. Frei davon, etwas haben, besitzen zu wollen. Ohne etwas sein zu müssen, nichts zu manifestieren. In diesem Verlangen liegt gleichsam etwas, was uns widersinnig erscheinen mag: Durch oder in diesem Verlangen zeigt sich eine unermessliche Freiheit…

Wenn ich früher von Liebe, genauer der „Mächtigen“ geschrieben habe, wird genau hierin dieses Mächtige, das Machtvolle dieser Liebe sichtbar – auch eine Wahrheit, mit etwas Mut vielleicht sogar ein Axiom: Wenn wir etwas in dieser kindlichen Manier festhalten, ist es, als ob wir es mit dem Herzen berührten, bis wir empfinden, mit dem Göttlichen in Kontakt gekommen zu sein.
Genau das ist das Wesen dieses Verlangens, die Essenz. Mithin auch Einsicht, woher die Kraft, so festzuhalten – wie ein Neugeborenes – kommt und auch der Impuls, wieder loszulassen.

Bis hierhin ist es bloss ein Bild – wohl übertragbar. Nun ist zu integrieren, was geschrieben ist, zu fühlen, zu leben, – und es derart lebendig werden lassen. Erfahren… –, tief erfahren, durchfühlen, durchleben. Darin Muster zu erkennen, ebenso Verletzungen, vielleicht schon Schatten.
Daraufhin Grenzen, solche, die ich ohne zu hinterfragen übernommen habe. Mehr jedoch diejenigen, die ich selbst und – vornehmlich aus unüberwindbar gehaltenen Ängsten heraus – selbst erstellt habe. Um nicht von meist leichtfertig zugelassenen Überzeugungen abweichen zu müssen. Fahrlässig geradezu, weil dieser trügerische Glaube, der eigenen Verwundbarkeit zu schützen, oder noch treffender, alte Verletzungen nicht nochmals zu erfahren, mich davor abhält, zurückhält.

Von was? Um was geht es? Soll, nein – darf ich dieses Bild zum Anlass nehmen, Verhaltensmuster, ihnen innewohnende Glaubenssätze abzulegen – eben wie ein Cocon – wie ein nicht förderliches Korsett aufzubrechen und – jetzt im Moment des Schreibens – mich auf einen Weg zu machen. Einer Vermutung, vielleicht einer Intuition folgend: Es erscheint mir wie ein Weg…
Ein Weg des Herzens, Dinge wie ein Finger festzuhalten, um so mit dem Wesen, mit dem Kern in Berührung zu kommen – mit einem…, mit diesem reinen Verlangen: das Göttliche in allem zu berühren. Im anderen, in mir, in der Verbindung, im Ungetrennten letztlich. Dabei auch zu erfahren, zu erkennen, zur Einsicht zu gelangen, dass die vorher beschriebenen Grenzen schlichtweg inexistent sind. Eine Illusion unseres Vorstellungsvermögens, mithin auch unseres Bewusstseins, alle Dinge unserer Erfahrung fassbar, begreiflich zu machen. Ebenso all meine Ängste, auch sie trennen mich von meiner Kraft, entfremden mich vom Herzen. Damit halte ich bloss fest, kann nicht loslassen – weil ich NICHT mit dem Herzen berühre, NICHT in Kontakt mit dem Göttlichen komme, bin.

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