Man wird mit keinem Paß geboren.
Die Sprache lernte man als Kind.
Am Ende ging der Sinn verloren
Der Worte, die gebräuchlich sind.
Was Heimat heißt, nun heißt es Hölle,
Der man zur rechten Zeit entkam.
Und neue Grenzen, neue Zölle,
Doch selten wo ein wenig Scham.
Da sind die Orte und die Zeiten.
Einst war man jung, nun wird man alt.
Doch immerzu muß man bestreiten
Die Reise und den Aufenthalt.
Das sind die Völker und die Reiche.
Man wandert aus und wandert ein.
Doch überall ist es das gleiche:
Die Hirne Wachs, die Herzen Stein.
Berthold Viertel, geb. 1885 in Wien, Schriftsteller, Regisseur, 1934 Emigration nach New York, gest. 1953 in Wien
2 Gedanken zu „Gekritzel, auf der Rückseite eines Reisepasses“